Die Chronik der Conditorei Kreutzkamm
Es begann 1825 in Dresden. Der 25jährige Jeremias Kreutzkamm aus Quedlinburg stellt am 16. März 1825 in Dresden den Antrag auf Erteilung des Bürgerrechts und bittet gleichzeitig um die Konzession, ein Conditorei-Geschäft betreiben zu dürfen. Die Behörden ließen sich Zeit. Erst ein halbes Jahr später kann der neue Bürger Dresdens seine Geschäftseröffnung im Dresdner Anzeiger annoncieren. Rechtzeitig zu Weihnachten – am 14. Oktober – gibt er per Anzeige bekannt:
"Einem hohen Adel und hochzuverehrenden Publikum mache ich hiermit ergebenst bekannt, daß ich zu dem bevorstehenden Weihnachtsfeste mit geschmackvollem Confekt, welches sich vorzüglich zu Verzierungen der Christbäume eignet, so wie auch mit allen Sorten feiner französischer Bonbons zu möglichst billigen Preisen aufwarten kann und Bestellungen aller Art zu Dero Zufriedenheit bestens besorgen werde."
Bald pachtet der – wie wir heute sagen würden - „dynamische Jungunternehmer“ auch ein kleines Restaurant; auch ein Café möchte er eröffnen – aber das genehmigt der Rat der Stadt Dresden nicht – „aus Mangel an Bedürfnis“ wie es im Bescheid heißt.
Als Jeremias Kreutzkamm erst 50jährig stirbt, liegt ein arbeitsreiches Leben mit schönen Erfolgen aber auch harten Rückschlägen hinter ihm. Sein 24-jähriger Sohn Heinrich Julius führt die Conditorei weiter und eröffnet auch das Café, das zur Dresdner Institution werden sollte.
Vierzig Jahre leitet Heinrich Julius Kreutzkamm mit Schaffenskraft und glücklicher Hand die Geschicke des Unternehmens. Ihm gelingt es auch, das Stammhaus der Kreutzkamm's am Altmarkt in Dresden zu erwerben. Er erhält 1867 für seine hervorragenden Conditoreiwaren den Titel eines Hofkonditors SKH des Kronprinzen Albert und des Prinzen Georg, Herzog von Sachsen. Kurz darauf erfolgt noch die Verleihung des Prädikats „Königlicher Hofkonditor“ durch SM König Albert. Ende 1890 zieht er sich ins wohlverdiente Privatleben zurück und übergibt das Geschäft seinem Sohn Max.
Max Kreutzkamm erweitert und modernisiert Conditorei, Arbeits- und Wirtschaftsräume. Das Unternehmen erwarb sich im In- und Ausland einen hervorragenden Ruf, der insbesondere auf die Güte der „Dresdner Christstollen“ zurückzuführen ist, die bereits ab Ende des 19. Jahrhunderts auch ins Ausland verschickt wurden. Für USA und die tropischen Länder wurden sie in Blechkisten verpackt, die jeden Abend durch einen Klempner zugelötet wurden, bevor sie in eine weitere Holzverpackung kamen. 1926 stirbt Max Kreutzkamm und sein Sohn Fritz führt das Geschäft weiter.
Die Zeiten sind schlecht, Inflation, Arbeitslosigkeit..., die Kapazität des Betriebes ist nicht mehr voll ausgenutzt. Die rettende Idee von Fritz Kreutzkamm hieß: Belieferung des Feinkosthandels. Was als Notlösung gedacht war, entwickelte sich rasch zu großem Erfolg. Doch bald setzte der 2. Weltkrieg allem jäh ein Ende. Der Bombenangriff am 13. Februar 1945 legte Dresden in Schutt und Asche. Damit war das Lebenswerk von vier Generationen innerhalb von 90 Minuten vernichtet.
Nach der Tragödie von Dresden, das inzwischen unter russischer Verwaltung stand, war an einen Neuanfang in Dresden nicht mehr zu denken. Nach vielen Stationen der Flucht und Gefangenschaft konnte Fritz Kreutzkamm eine Anstellung bei der US-Militärregierung in Bayern finden.
Am 15. September 1950 fing er in München wieder ganz von vorne an. Nach den langen Jahren der Entbehrung war die Nachfrage nach Süßigkeiten und Conditoreiwaren groß. Die ehemaligen Feinkosthändler bestellten wieder und eine Reihe von Dresdner Kunden holten sich ihre Christstollen persönlich. Es ging - wenn auch mit Rückschlägen - wieder aufwärts. Im Februar 1951 wurde sogar ein kleines Café in der Burgstraße, das „Gugelhupf“ eröffnet. Im Oktober 1954 übernahm Fritz Kreutzkamm das angesehene, alte Münchner Café „Eyhrich“ in der Maffeistraße, das nun zum neuen Stammhaus der Kreutzkamm‘s wurde. 1961 kam das Universitäts-Café Monopteros am Englischen Garten dazu, es entwickelte sich bald zu einem beliebten Treffpunkt für Studenten und Spaziergänger.
Bald genügten die Betriebsräume nicht mehr den Anforderungen, und so entstand ein Neubau in der Kastenbauerstrasse, am Stadtrand von München.1960 konnte man zusätzliche Räume in der Maffeistraße übernehmen. Das Café Monopteros wurde aufgegeben, das Betriebsgebäude erweitert und in der Maxburgstraße entstand ein neues Ladengeschäft.
Nach dem Tod von Fritz Kreutzkamm 1981, wurde das Unternehmen von seiner Frau Friederike bis 2018 weitergeführt, die sich auch für den Weg zurück nach Dresden entschied. Bereits kurz nach dem Mauerfall konnte im Frühjahr 1991 am Altmarkt in Dresden wieder ein Café Kreutzkamm eröffnet werden.
1993 erwarben Friederike und Elisabeth Kreutzkamm das “Dresdner Backhaus”, eine Bäckerei aus dem 19. Jahrhundert, die während der DDR ein Teil des ehemaligen Dresdner Backwarenkombinats war, so dass die Familie Kreutzkamm heute sowohl in München als auch in Dresden wieder produziert und die Spezialitäten in alle Welt verschickt.
Traditionsbewusstsein und unternehmerischer Weitblick, solides handwerkliches Können und das kompromisslose Festhalten an höchsten Qualitätsnormen haben dem Namen Kreutzkamm Weltruf verschafft.
Seit 2019 führt Elisabeth Kreutzkamm-Aumüller die Conditorei Kreutzkamm in fünfter Generation.
Hier können Sie einen Blick in unsere Familienchronik werfen, die wir anläßlich unseres 175. Firmenjubiläums im Jahr 2000 veröffentlicht haben.